Hinter den Dingen

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00:00:15: LISTENEINTRAG 1 – UNSER TELEFONBUCH

00:00:28: Unser Telefonbuch ist normalerweise geordnet: alphabetisch, mit dem ersten Buchstaben des Nachnamens. Jetzt könnte ich ja das Telefonbuch auch anders ordnen. Zum Beispiel könnte ich den letzten Buchstaben des Namens als Ordnungsbuchstabe nehmen. Ich könnte sagen: Ich ordne die nach den Vokalen. Ich könnte auch Ordnungskriterien benutzen, die überhaupt nicht mehr evident sind. Ich könnte zum Beispiel die Namen ordnen nach der Anzahl der Kinder, die diese im Telefonbuch geschriebenen Personen haben. Und so geht uns das mit diesen Keilschriftlisten. Wir gucken da manchmal drauf und denken: Was hat Eintrag eins mit Eintrag zwei und Eintrag zehn zu tun?

00:01:15: Heute führt uns das berühmte Ischtar-Tor im Berliner Pergamonmuseum nach Mesopotamien zu den Anfängen der Schrift und zum Wissen in Listenform und schließlich ins Babylon des sechsten Jh. v. Chr., wo wir dem Stadtgott Marduk begegnen. Was ist Listenwissen? Was ist das für ein Mischwesen auf dem Ischtar-Tor?

00:01:44: Asarre, Geber des Ackerlandes, der Grasland schuf.

00:01:48: Und: was für Namen werden denn da aufgezählt …?

00:01:51: Asarlim, der im Haus des Rats gewichtig ist. Asaralimmunna, der Verehrte, Licht des Vaters, der ihn gebar.

00:02:07: Mein Name ist Sophie Ruch und sie hören: „Das Ischtar-Tor von Babylon“, aus der Reihe:

00:02:17: (Jingle) Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören

00:02:29: LISTENEINTRAG 2 – ISCHTAR-TOR

00:02:41: Babylon lag damals euphratnah, an einem Euphratarm. Heute ist das ja ein großes Ruinengelände in der Nähe von Bagdad. Das, was wir heute über Babylon wissen, sind die Schichten des sechsten, und des fünften und vierten Jahrhunderts und später. Und in dieser Zeit ist Babylon eine der größten Städte überhaupt der antiken Welt. Erst das Rom der späten Kaiserzeit erreicht diese Größenordnung, die Babylon hat. Und wenn man an ‚Stadt‘ denkt, muss man nicht an ein Häusermeer wie Berlin-Mitte denken, sondern diese großen Städte im Alten Orient waren durchsetzt mit Palmenhainen, mit Gräben, da ist Wasser durchgeflossen, es gab Felder und Gärten, also es gab immer wieder große, grüne Inseln. Da gibt es ein Stadtzentrum um den Euphrat herum, da liegen die königlichen Paläste und dieses Stadtzentrum ist umgeben – so ungefähr so ein großes Rechteck – von einer Doppelmauer. Die hatte acht Tore. Und das Ischtar-Tor ist eines dieser Tore, die in die innere Stadt führen, und zwar das Nördliche.

00:03:54: Also, wir stehen im Vorderasiatischen Museum in Berlin auf der Museumsinsel im Pergamonmuseum und vor uns sehen wir eine rekonstruierte Fassade des Ischtar-Tors von Babylon. Und das, was wir hier sehen, ist schon in der Größe, in der es hier steht, eigentlich sehr, sehr beeindruckend; gleichzeitig ist es nur eine Verkleinerung des kleineren Tors des Ischtar-Tors von Babylon. Das muss man sich klar machen, dass, auch wenn man hier so vor dieser Wand steht, sie tatsächlich relativ verkleinert ist; jetzt im Blick aufs Original.

00:04:28: Das Tor, das nach der Göttin Ischtar benannt ist, wurde in mehreren Bauphasen aus unzähligen erdfarbenen Lehmziegeln erbaut und immer wieder überbaut. Erst in der letzten Bauphase im sechsten Jh. v. Chr. erstrahlte es in der Gestalt, die wir heute aus dem Museum kennen. Die Fassade war verkleidet mit glasierten Reliefziegeln in leuchtend blauer Farbe …

00:04:53: Blau – blau so ungefähr wie so Kornblumenblau oder ein bisschen tiefer in der Farbe. Und geschmückt ist dieses Tor mit zum einen Symboltieren der Gottheiten, nämlich den Stier, für den Wettergott, den donnernden Wettergott und ein Mischwesen, einen Drachen, den wir Mušḫuššu nennen, der eben für Marduk steht, für den höchsten Gott von Babylon. Und diese Tiere, die wir hier sehen, das sind alles Rekonstruktionen zusammengesetzt aus originalen Fragmenten der Glasurziegel von Babylon. Die sind über einen Zeitraum von über zwanzig Jahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Fundteilung, erst mit dem osmanischen Reich und später dann mit Irak, nach Berlin gebracht worden (zum Zweck des Zusammensetzens). Und es war eine ziemlich große Arbeit auch diese Tiere zu rekonstruieren, weil schon die Oberflächenbedingungen in Babylon dafür gesorgt haben, dass diese Fragmente extrem versalzen waren. Also der erste Schritt hier war zunächst einmal diese Fragmente nach Farben und vielleicht erkennbaren kleinen ‚Fitzeln‘ des Motivs zu sortieren. Und sie dann erst einmal zu wässern, also so Fässer voll mit destilliertem Wasser, das ging über eine ziemlich lange Zeit, und sie dann zu diesen Tieren zusammenzusetzen.

00:06:17: Von der leuchtend blauen Toranlage waren nur noch Fragmente übrig. Die Mauern des Tores, die aus sehr haltbaren gebrannten Lehmziegeln bestanden, waren nach dem Untergang Babylons ausgeschlachtet und als wertvolles Baumaterial für andere Gebäude und später für die Eisenbahn genutzt worden. Die Bruchstücke der bunten Glasurziegel, die wir heute im Museum bewundern, wurden nicht wiederverwendet und als wertloser Schutt vor Ort zurückgelassen. Wie sollten diese vielen einzelnen Bruchstücke und Fragmente wieder zusammengesetzt werden? Glücklicherweise schlummerte unter der Erde noch eine Art Puzzleanleitung …

00:06:59: Woher man überhaupt wusste, dass solche Tiere hier rekonstruiert werden können, das liegt daran, dass in Babylon selber eben drei Bauphasen dieses Ischtar-Tors und der Prozessionsstraße vorhanden waren. Und die allerunterste Phase, die auch heute vor Ort in Babylon steht, die ist nicht glasiert, zeigt aber Relieftiere, und die sind praktisch am Ort und auch in der Größe ganz klar erkennbar, so dass die – Bauforscher waren es ja – die Archäologen, die ab 1899 in Babylon gegraben haben, Robert Koldewey und vor allem dann sein Assistent Walter Andrae haben diese dann zum Vorbild genommen und haben dann praktisch solche Schemen gezeichnet, in die sie versucht haben, all diese Fragmente einzupassen. Das war ein riesen-, riesen-, riesengroßes Puzzle. Und es sind insgesamt im Moment verzeichnet bei uns über 160.000 Fragmente. Und man kann sich also vorstellen, was das ausmachte zu Beginn, es sind über 800 Kisten von solchen Glasurziegelfragmenten nach Berlin gebracht worden und eben entsprechend zusammengesetzt.

00:08:08: Die Relieftiere sind aus den ca. 2.600 Jahre alten Originalziegeln und Ziegelfragmenten zusammengesetzt. Für die großen blauen Flächen zwischen den Tieren wurden Ziegel ergänzt, die eigens in den späten 1920er Jahren angefertigt wurden.

00:08:26: Das war gar nicht so einfach. Walter Andrae, dessen kreative Leistung eigentlich diese Rekonstruktion hier im Museum auch ist, hat mehrere Firmen im Umkreis von Berlin – da gab es früher solche Tonmanufakturen, Töpfereien kann man nicht so richtig sagen, Tonmanufakturen – und er hat den allen die Aufgabe gestellt, Ziegel herzustellen, die dieses Blau mit sich bringen, die gleichzeitig nicht einfach monochrom blau sind, sondern die so ein bisschen dieses Changieren, was auch die originalen Ziegel zeigen, haben, die sich etwas unterscheiden von den alten Ziegeln, von den originalen Ziegeln, damit man eben sieht: Was ist alt und was ist neu.

00:09:10: LISTENEINTRAG 3 – SPRECHEN

00:09:21: Ich bin Barbara Helwing, ich bin Direktorin des Vorderasiatischen Museums im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel.

00:09:28: Mein Name ist Eva Cancik-Kirschbaum, ich bin Professorin für Altorientalistik an der Freien Universität.

00:09:35: Ich heiße Ingo Schrakamp, ich bin Altorientalist, spezialisiert auf die Keilschriftkulturen des vierten und dritten Jahrtausend v. Chr., unterrichte in Berlin an Freien Universität Sumerisch und Akkadisch und interessiere mich in erster Linie für die Frühzeit der keilschriftlichen Überlieferung.

00:09:57: LISTENEINTRAG 4 – PRACHTSTRASSE

00:10:09: Das Ischtar-Tor bildet mit der sogenannten Prozessionsstraße ein Ensemble – beides ist nicht voneinander zu trennen. Die Prozessionsstraße führte durch das Tor und war auf ca. 250 Metern ebenfalls mit den blauen Glasurziegeln ausgekleidet und mit Löwenfiguren geschmückt.

00:10:29: Also die Prozessionsstraße, das ist eine ganz lange Straße, die die Stadt praktisch von Süden nach Norden durchquert. Das ist eine der Hauptachsen. Und im Norden der Stadt, direkt neben dem Ischtar-Tor, liegen die Königspaläste. Das ist auch eine wirklich prominente Position. Und in diesem Bereich ist diese Straße tatsächlich zwanzig bis vierundzwanzig Meter breit, also diese Breiten schwanken ein bisschen, da konnte man sich mit zwei Wagen locker begegnen, und an der Seite gibt es auch noch sowas, wo jemand schon gesagt hat, das wären Bürgersteige. Das glaub ich jetzt nicht, aber es gibt erhöhte Seitenstreifen.

00:11:08: Was wir hier sehen, ist im Museum ein wenig auseinandergerissen, es gibt nämlich zwischendurch einen Aufgang in ein anderes Museum und es stehen Stelen aus Assur rechts und links. Im Original war das natürlich ein zusammenhängendes Ensemble. Und wenn man sich der Stadt genähert hat, ist man dann begrüßt worden von den Löwen rechts und links, die Löwen der Ischtar, die hier teilweise wirklich mit aufgerissenem Maul einem entgegenkommen, die auch den Besucher tatsächlich doch ein wenig, ich sag mal, auf Spur bringen sollen. Da ist also eine große Kraft, die einem hier entgegentritt, und die auch ganz klar macht, dass Babylon und vor allem die Ischtar hier doch auch diese Schutzmacht besitzt.

00:11:50: Die Göttin, der dieses Tor geweiht ist, Ischtar, ist nicht die Stadtgöttin von Babylon. Der Stadtgott von Babylon ist der Gott Marduk und zu dem gehört der Tempelturm und der große Tempel. Sumerisch hieß diese Göttin Inanna, im Römischen heißt sie Venus, im Griechischen heißt sie Aphrodite. Das ist die Göttin, die mit dem Morgen-/Abendstern assoziiert wird. Und im Alten Orient hat die Inanna, so wie sie als Morgen- und Abendstern zwei Erscheinungsformen hat, zwei konträre Erscheinungsformen: Sie ist einerseits die Göttin des Streits und des Krieges und auf der anderen Seite die Göttin der Liebe, und zwar der erotischen, sexuellen Liebe.

00:12:33: Dieser kriegerische Aspekt ihres Wesens spiegelt sich im Namen des Tors. Seine heutige Bezeichnung als „Ischtar-Tor“ ist lediglich eine moderne Verkürzung des Namens.

00:12:46: Wir sagen ja Ischtar-Tor dazu, aber der eigentliche Name dieses Tors ist ‚Ištar sa-ki-pat te-bi-šú‘, ‚Ischtar überwindet ihre Feinde‘. Und die Straße, die da durch führt, heißt ‚Ei ibur Schabu‘, ‚Möge der Feind nicht überdauern‘. Diese Straßennamen, die sind also irgendwie sehr konkret, und die Mauern heißen auch ‚Schutzwall‘, und solche Sachen, also es ist eine fast martialische Sprache.

00:13:15: Und diese ursprünglichen Namen der Straßen, Tore und Tempel in Babylon kennen wir dank einer Liste:

00:13:25: LISTENEINTRAG 5 – TINTIR

00:13:38: Der Name der Liste leitet sich von ihrem ersten Eintrag ab: Tintir – Babylon, dem Ruhm und Jubel zuteil wird. Die Liste umfasst fünf Keilschrifttafeln, die etwa im 12. Jh. v. Chr. entstanden sind. Sie preist die Stadt Babylon mit 51 verschiedenen Namen und verzeichnet u. a. all ihre Tempelbauten und Heiligtümer, Straßen, Mauern und alle acht Stadttore.

00:14:09: ik-kib-šú na-ka-ri Feindlichkeit ist ein Verbrechen an ihm.

00:14:15: So der Name des Urasch-Tors.

00:14:20: i-ze-er ár-šú Es hasst seinen Angreifer.

00:14:25: Zababa-Tor.

00:14:29: šu-a-šú re -‘- i Sein Herr ist Hirte.

00:14:34: Marduk-Tor.

00:14:37: ištar sa-ki-pat te-bi-šú Ischtar überwindet ihre Feinde.

00:14:43: Ischtar-Tor.

00:14:47: en-lil mu-nam-bir-šú Enlil lässt es glänzen.

00:14:52: Enlil-Tor.

00:14:56: li-bur na-du-šú Möge seine Gründung dauerhaft sein.

00:15:02: Das Königstor.

00:15:05: adad napišti(zi) ummāni (érin) usur (ùru) Adad, schütze das Leben der Truppen.

00:15:11: Adad-Tor.

00:15:14: šamaš išid (suhuš) ummāni (érin) kīn(gi.na) Schamasch, sichere die Basis der Truppen.

00:15:21: Schamasch-Tor.

00:15:28: Diese langen Namen sind wie in einem heutigen Straßenverzeichnis untereinander aufgelistet. Tintir ist also ein Lobgesang auf die Stadt Babylon und zugleich ein Lageplan der Stadt in Form einer Liste.

00:15:44: Listen sind so ein ganz zentrales Mittel, mit dem wir unsere Gedanken ordnen. Und diese geordneten Gedanken können wir aussprechen, aufschreiben, aufmalen. Ich nehme jetzt einfach mal meine Einkaufsliste. Da ist eine Anordnung von Inhalten – also, ich möchte Äpfel, Birnen, Kartoffeln und Rhabarber kaufen – und diese kleine Liste, die kann ich in meinem Kopf behalten und sie dann wieder abrufen. Ich kann sie alphabetisch ordnen, vorwärts, rückwärts. Ich kann sie nach Gemüse und Obst ordnen oder nach den Läden, in denen ich das erwerben möchte.

00:16:22: Also Listen sind sozusagen ganz zentrale Denkformate. Und Mesopotamien, das Zweistromland, ist so der Raum, in dem man das wunderbar erforschen kann. Denn der Punkt ist, dass wir dort die ersten Listen zu Beginn des dritten Jahrtausends oder vielleicht sogar schon Ende des vierten Jahrtausends sehen können, weil die Schrift dort im vierten Jahrtausend erfolgreich eingeführt wird. Will sagen, es gibt Menschen, die schreiben können, und was sie aufschreiben, sind unter anderem ihre Listen.

00:16:56: LISTENEINTRAG 6 – SCHWEINE

00:17:09: schach – ‚Schwein‘, schach geschgi – ‚Röhrichtschwein‘, schach uschusch – ‚täglich gefüttertes Schwein‘, schach niga – ‚Mastschwein‘, schach magan – ‚Maganschwein‘, Magan ist die antike Bezeichnung für den heutigen Oman, schach nam erima – ‚Schwein des Eides‘, schach nam enak – ‚Schwein, das dem Herrn gehört‘, schach zechtur – ‚Schweinchen‘, megida – ‚Sau‘.

00:17:42: LISTENEINTRAG 7 – TOKEN

00:17:53: Um 3300 v. Chr. entwickelt sich in Uruk, im heutigen Südirak, die Keilschrift. Auslöser für die Schriftentwicklung war die Notwendigkeit, die immer komplexer werdenden Transaktionen, wirtschaftlicher Organisationen – in der Regel Tempel – planbar und kontrollierbar zu machen. Wenn man sich vorstellt, dass Uruk um die Wende vom vierten zum dritten Jahrtausend schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Einwohner hatte und damit die größte Stadt der Welt war, wird einem klar, warum vorschriftliche Verwaltungshilfen wie Zählsteine oder gar das menschliche Gedächtnis keinesfalls mehr ausreichend waren.

00:18:38: Aus einer notwendigen Arbeitsteilung heraus – in diesem Fall, um die Versorgung der wachsenden städtischen Bevölkerung zu gewährleisten –, entstand die erste bekannte Schrift der Menschheit.

00:18:51: Die Schrift entstand nicht aus sich selbst heraus, sondern aus sogenannten vorschriftlichen Verwaltungshilfen. Als vorschriftliche Verwaltungshilfen nennt man alle Mittel der Buchhaltung, die die Kontrolle und Überprüfung von Transaktionen, beispielsweise der Überführung einer Herde von 20 Schafen, nutzte. Und ihre Anfänge liegen Jahrtausende vor dieser urbanen Kultur in Uruk und beginnen mit sogenannten Tokens. Als Tokens bezeichnet man kleine, tönerne Zählsteine: Symbole, die in der Regel geometrische, abstrakte Formen haben und jeweils ein bestimmtes Gut repräsentieren.

00:19:36: Ein solcher Zählstein mit einem Kreuz darauf stand etwa für ein Schaf.

00:19:42: Diese Tokens wurden ursprünglich beispielsweise einem Hirten übergeben, und jeder Token repräsentierte dann eine Anzahl eines Tieres, beispielsweise ein Schaf. Für sich genommen ist so eine Anzahl von Tokens natürlich manipulationsanfällig.

00:19:58: Der Hirte konnte etwa heimlich ein Schaf schlachten und einen Token zerstören, so dass die Anzahl der Schafe und der Tokens wieder übereinstimmte.

00:20:09: Und aus diesem Grunde ging man irgendwann dazu über, Tokens in runde Tonbälle einzuschließen, die man als Bullen bezeichnet. Man schloss nicht nur die Tokens in diese Bullen ein, sondern drückte dieselbe Anzahl von Tokens, die im inneren eingeschlossen war, auch auf der Außenseite dieser Bullen ab. Damit war die Transaktion autorisiert und gewissermaßen rechtsgültig und nicht mehr manipulierbar. Und damit war fast der Schritt zur Schrift getan, denn bald wurde deutlich, dass man anstelle runder Tonbälle auch Tafeln verwenden konnte. Ton war in Südmesopotamien allgegenwärtig und ließ sich ohne größeren Aufwand zum Schriftträger formen. Tontafeln als das vorherrschende Beschreibmaterial der Keilschriftkulturen, die über dreieinhalbtausend Jahre in Verwendung waren, sind im Prinzip meistens rechteckige, flach geformte Tafeln aus Ton, mit mehr oder weniger prononcierten oder auch abgerundeten Ecken, auf deren Vorder- und Rückseite man Keilschriftzeichen eindrückte.

00:21:21: Geschrieben wurden die Zeichen, indem man in den noch feuchten Ton das Ende eines Schilfrohrs oder eines Bambusgriffels eindrückte und so die charakteristischen keilförmigen Eindrücke erzeugte.

00:21:41: LISTENEINTRAG 8 – TON

00:21:53: Diese Tontafeln werden nicht gebrannt – normalerweise. Die werden luftgetrocknet und sind ziemlich haltbar. Ziemlich haltbar heißt: Natürlich, wenn die runterfällt, zerbricht sie, und wenn ich die Ecken abschlage – und das sehen wir an den Tontafeln, die wir haben, die sind oft beschädigt und benutzt. Und weil sie benutzt werden, muss man sie ab und zu neu schreiben. Also das ist ein ganz normaler Prozess der Replikation, also der Reproduktion eines Textes. In Mesopotamien graben wir Paläste vor allem und Tempel aus, also monumentale Großbauten, und das sind die Orte, in denen wir viele Tontafelsammlungen finden. Und manchmal, das passiert einfach, wenn es einen Brand gibt, dann sind diese Tontafeln unter besonderen Bedingungen sozusagen sekundär gebrannt und sind dann besonders haltbar.

00:22:46: Wir stehen ja hier im Vorderasiatischen Museum im Pergamonmuseum, was wir im Oktober schließen werden, um die große Generalsanierung zu beginnen. Und die ist vor über 20 Jahren beschlossen worden, im sogenannten Masterplan Museumsinsel. Und das hieß auch, dass die ganzen Kellergeschosse des Museums, die früher Depots waren, freigezogen werden mussten. Ebenso das Ischtar-Tor, das wir ja hier als erhabenes Tor sehen, da würde ich ihnen jetzt auch mal verraten, dass dahinter sich auch Depot-Räume verbergen. Und im Zuge der bauvorbereitenden Maßnahmen hat man alle diese Depots durchgeräumt und dabei sind ganz erstaunliche Dinge zu Tage getreten. Das eine, das hat mit dem Ischtar-Tor gar nichts zu tun, sind die Fragmente aus Tell Halaf, die Skulpturenfragmente, die dann über zehn Jahre zusammengesetzt wurden. Dann sind aber auch über 3000 Ziegel aufgetaucht, von denen man immer dachte, das sind auch Babylonziegel. Sie kommen aber tatsächlich aus Assur.

00:23:45: LISTENEINTRAG 9 – SCHRIFT

00:23:56: Die ältesten Keilschriftzeichen aus der Zeit um 3.300 bis 3.000 v. Chr. sind in aller Regel bildhaft, das heißt, sie stellen piktographisch, das heißt schematisch verkürzt, beispielsweise die Köpfe von Tieren dar …

00:24:12: Für diese frühen bildhaften Keilschriftzeichen waren z. T. bis zu 30 einzelne Griffeleindrücke notwendig. Sie waren also zwar schematisch vereinfacht, aber noch immer sehr komplex. Für einen praktikablen und breiteren Einsatz der Schrift, mussten die einzelnen Zeichen weiter vereinfacht und schematisiert werden.

00:24:36: Ein ganz entscheidender Punkt in diesem Prozess ist, dass man anscheinend runde Linienführungen, die man in der ältesten Schriftstufe noch hat, zunehmend durch gerade Linien ersetzte, sodass sich im ersten Jahrtausend v. Chr. die einzelnen Keilschriftzeichen nur noch aus waagerechten, senkrechten und diagonalen Keilen sowie einem kurzen Eindruck der Griffelspitze zusammensetzen, den man als Winkelhaken bezeichnet. Zu dieser Zeit war der bildhafte Charakter der Keilschriftzeichen schon lange verloren gegangen.

00:25:08: Stand zu Beginn noch ein bildhaftes Keilschriftzeichen für einen Gegenstand oder ein Tier, reichte das bald nicht mehr aus. Für die schriftliche Wiedergabe komplexer Sachverhalte wurden die Zeichen weiterentwickelt.

00:25:24: Wollte man nun ein Verbum bezeichnen oder einen abstrakten Sachverhalt, so war das durch ein bildhaftes Zeichen natürlich nicht möglich. Und daher ging man dazu über, sinnverwandten Zeichen weitere Bedeutungen zu unterlegen. Das bedeutet etwa, dass das Zeichen ‚DU‘, das die stilisierte Darstellung eines Unterschenkels mit Fuß repräsentiert in seiner ältesten Form, etwa für Verben wie ‚gehen‘, ‚bringen‘, ‚geleiten‘, ‚stehen‘ usw. verwendet wurde. Und dieser Prozess der Erweiterung der Wortbedeutung, der ist der Grund dafür, dass die Keilschrift bis zum Ende ihrer Nutzungsgeschichte sehr vieldeutig ist, dass ein Zeichen also für eine ganze Vielzahl von Begriffen stehen kann.

00:26:16: In einer weiteren Entwicklungsstufe der Keilschrift wurden Zeichen für einzelne Silben entwickelt. Diese Zeichen geben nicht mehr konkrete oder abstraktere Dinge eines Wortfeldes wieder, sondern stehen für Lautsilben, aus denen sich verschiedene Wörter zusammensetzen lassen.

00:26:35: Wollte man nun beispielsweise einen Personennamen wiedergeben, dann war es natürlich notwendig, bestimmte Lautfolgen abbilden zu können. Und um das zu tun, ging man schließlich dazu über, aus gleichlautenden Wortzeichen entsprechende Silben zu abstrahieren. Und damit sind wir dann schriftentwicklungsgeschichtlich an einer Stufe, in der die Keilschrift zu einem gemischten Schriftsystem wird, das eben nicht nur Wortzeichen besitzt, sondern auch Silbenzeichen.

00:27:13: LISTENEINTRAG 10 – LISTENDENKEN

00:27:26: Ein Schriftsystem funktioniert grundsätzlich dadurch, dass zwischen einem Zeichen und dem, was es bezeichnet, eine Übereinkunft besteht, eine feste Korrelation und diese Korrelation muss selbstverständlich irgendwie festgelegt werden. Und das ist der Punkt, wo die Listen ins Spiel kommen. Die Liste als Textformat ist also untrennbar mit der Schrifterfindung verknüpft.

00:27:54: Wissen in Listen anzuordnen, ist aber zugleich ein universelleres Denk- und Wahrnehmungsmuster.

00:28:01: Da muss man zwei Unterscheidungen treffen. Das eine sind ganz normale Menschen, und da kann ich nur sagen: So wie heute jeder mit Listen arbeitet, hat auch damals jeder mit Listen gearbeitet. Zum Beispiel die Liste der Monate; die kann man, ob man schreiben kann oder nicht. Oder auch ein Handwerker; ein Steinschneider zum Beispiel, der Siegel produziert, der kennt sozusagen a) die Lieferanten und b) die Materialien. Und das speichert er ab in Form von Listen in seinem Kopf. Listen sind was ganz Alltägliches – auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite gibt es die Listen, die dann in den Bereich der Schriftbildung, der Wissenschaft und auch der speziellen Fachausbildungen führen.

00:28:46: Schriftkundige erlernten in Mesopotamien die Fertigkeit zu Scheiben über das Abschreiben von Listen. Listen spielten für sie aber auch danach noch eine zentrale Rolle, und zwar für ihre fachliche Aus- und Weiterbildung. Über Listen eigneten sie sich aktuelles Wissen aus Medizin, Astronomie, Rechtsprechung oder religiösem Kult an. Diese schriftkundigen Personen nennt man Schreiber.

00:29:15: Das sind Leute, die nennen wir immer Schreiber, das ist aber eigentlich falsch. Das sind Wissensbewahrer, die lesen und schreiben können. Und die kümmern sich darum, dass diese Listen eben an die Zeit und an die Bedürfnisse jeweils angepasst werden.

00:29:36: LISTENEINTRAG 11 – KLOSTERSTRASSE

00:29:51: „Klosterstraße. Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante. Mind the gap between platform and train.“

00:30:06: Während im Pergamonmuseum in den 1920er Jahren das Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße aufgebaut wurden, befand sich auch die Berliner U-Bahn im Bau. Ein Teil der blauen Glasurziegel, die eigens in Berliner Manufakturen für die Fertigstellung des babylonischen Bauensembles hergestellt worden waren, blieben übrig und wurden stattdessen für die Ausgestaltung des U-Bahnhofs Klosterstraße der Linie U2 genutzt. Dort sind die noch heute zu bewundern.

00:30:44: LISTENEINTRAG 12 – BERUFE

00:30:57: Machen wir uns mal klar, dass die schriftliche Überlieferung der Keilschriftkulturen 3000 Jahre umfasst. Stellen wir uns eine ideale Liste vor, die um 3000 vor zum ersten Mal aufgeschrieben wurde …

00:31:11: Zu den ältesten Listen, die überhaupt überliefert sind, gehört eine Berufsnamenliste, die als „lu A“ bezeichnet wird. lu bedeutet ‚Mann‘, ‚Mensch‘ und „A“ ist einfach die moderne Bezeichnung, die die Forschung dieser Liste gegeben hat, aus dem einfachen Grund, weil sie am Anfang einer Überlieferung steht, die eine Vielzahl von Berufsnamenlisten umfasst und die sich bis zum Ende der keilschriftlichen Überlieferung verfolgen lässt. Diese älteste Berufsnamenliste ist also überliefert aus dem späten 4. Jahrtausend und sie beginnt mit den folgenden Einträgen: Nam eschta – ‚König‘ oder ‚Herrscher‘, nam kap – ‚Wesir‘, nam di – möglicherweise ‚Rechtsamt‘, nam nam – möglicherweise ‚Ratgeberamt‘, nam iri – ‚Stadtamt‘, nam eren – ‚Arbeitstruppenamt‘, gal schubur – ‚Großer der Schweine‘, nam apin – ‚Bauernamt, Pflügeramt‘, sche nam – ‚Herdenverwalter‘.

00:32:20: … und die dann über 3000 Jahre hinweg immer wieder abgeschrieben, vervielfältigt wurde, und wir sehen sie am Ende noch mal.

00:32:31: „ED Lu E“, die frühdynastische Berufsnamenliste E. Die ersten Einträge lauten: dubsar – ‚Schreiber‘, umbisang – ‚Gelehrter‘, sagi – ‚Mundschenk‘, schabra – ‚Verwalter‘, ensi – ‚Stadtfürst, Herrscher‘, nubanda – ‚Hauptmann‘, schagana – ‚General‘, schusch – ‚Herdenverwalter‘.

00:32:57: Diese Liste sieht nicht mehr genauso aus wie die älteste. Die Zeichenformen haben sich verändert, die Zahl der Einträge hat sich verändert, möglicherweise sind Dinge hinzugefügt worden, möglicherweise sind Dinge rausgefallen. Heute sehen wir das, weil wir Keilschrifttafeln, auf denen diese Listen aufgezeichnet sind, aus den verschiedenen Epochen kennen. Das heißt, ich finde in Tiefenschichten die Listen des dritten Jahrtausends, in anderen Schichten die Listen des zweiten und dann des ersten Jahrtausends. Und ich habe von dieser einen speziellen Liste dann vielleicht 80, 90, 100, 200 Exemplare. Ich kann mich also hinstellen und die Geschichte dieser Liste durch die Zeit verfolgen. Und daran sehe ich, wie sich die Wissensbestände stabil gehalten haben oder auch, wie sie sich verändert haben.

00:33:54: LISTENEINTRAG 13 – LISTENWISSEN

00:34:05: Die wissenschaftliche Erforschung der mesopotamischen Listen hat erst vor etwa 120 Jahren – an der Wende zum 20. Jahrhundert – begonnen. Zunächst galt es, die Listen zu entziffern. Die Entzifferung der Schriftzeichen legt jedoch nicht unweigerlich die komplexe Funktionsweise von Listen offen.

00:34:26: Dieses Nachdenken über die Textüberlieferung hat einen Befund hervorgebracht, der im Grunde genommen eine Dichotomie zwischen dem Westen und dem Osten hergestellt hat. Dichotomie bedeutet eine, eine Art Wasserscheide. Indem man gesagt hat, die Keilschriftkulturen, das sind Menschen, die haben kein argumentatives Denken, sondern die denken sozusagen in Listen. Und dieses Denken in Listen, dafür wurde der Begriff Listenwissen geprägt, und den versteht man nur, wenn man weiß, dass der Gegenbegriff dazu war: das argumentative Wissen philosophischer Natur, wie es in Griechenland und Rom seit dem 6. Jahrhundert entwickelt worden ist. Also das Listenwissen des Orients – die Aufzählung ohne ‚weil‘, ohne ‚obwohl‘, ohne irgendeine Abstufung – gegen das stark argumentierende, verknüpfte, logisch angelegte Wissen des Westens. Und diese Dichotomie ist zementiert in dem Begriff Listenwissen. Das hat dazu geführt, dass man eigentlich gesagt hat, diese primitive Art des Wissens, darüber müssen wir nicht weiter nachdenken. Das sind Aufzählungen von Sternen, von Göttern, von Berufsnamen, von Schweinetypen usw.

00:36:00: Der Begriff der Listenwissenschaft ist also tatsächlich negativ konnotiert und diese negative Konnotation – Listenwissenschaft als ein eindimensionales, nicht zur Bildung von Axiomen und nicht zur Abstraktion fähigen Konzeptes von Wissenschaft und Erfassen der Welt – ist also tatsächlich auch in den 1930er Jahren und dem Nationalsozialismus verankert und vor dem Zeitgeist zu betrachten. Aber es wird der mesopotamischen Wissenskultur in überhaupt gar keiner Weise gerecht.

00:36:35: De facto hat man lange gebraucht, bis man verstanden hat, wie komplex dieses Listenwissen ist. Und der große Begriff Liste würde alles umfassen, von der Zeichenliste über die Wortliste über die Anordnung von Sachverhalten bis hin zu Rechtsbüchern, in denen ein Paragraph nach dem anderen steht. Das heißt Liste und Listenwissen, so wie ich es heute gebrauche, ist ein ganz breiter Begriff. Der allgemeine Begriff Liste, der dient uns dazu, die Breite, diese beherrschende Stellung dieser Art der Darstellung von Wissen sichtbar zu machen. Und natürlich wird in einem Rechtsparagraph argumentiert. Natürlich wird in einem diagnostischen Handbuch werden die Einträge argumentativ zueinandergesetzt.

00:37:35: LISTENEINTRAG 14 – VERDICHTUNG

00:37:49: Die mesopotamischen Listen stellen verdichtetes Wissen dar. Hinter jedem Eintrag verbirgt sich eine Vielheit möglicher Bedeutungen. Die einzelnen Begriffe bergen deshalb ein besonderes Potential, denn sie lassen sich sozusagen „ausfalten“ oder „ausklappen“.

00:38:08: Ich gebe ein ganz einfaches Beispiel für eine Listenverdichtung am Beispiel des Wortes ‚Schulter‘. Ich hab eine Liste von Körperteilbegriffen, und da steht als Leitwort für mich das Wort Schulter drin. Und dann gibt es so eine Art Assoziationswolke. Wir kennen das inzwischen aus der Visualisierung beim Computer. Man hat ein Wort und dann hat man so eine Wolke von anderen Wörtern drum herum. Das ist eigentlich eine Liste, nur anders dargestellt. Also finde ich in der Liste neben dem Wort Schulter, dann kommt Arm, Hals. Das kann man noch gut verstehen. Aber dann kommt zum Beispiel das Wort Ufer. Und da müsste ich jetzt wissen, warum Schulter und Ufer etwas miteinander zu tun haben. Das liegt daran, dass einfach das zugrundeliegende Wort die Idee hat, dass eine Schulter sowohl an einem Menschen sein kann wie auch an einem Gelände. Dieses Ufer des Flusses ist im Grunde genommen die Schulter des Landes gegenüber dem Fluss. Umgekehrt zeigt Ihnen dieses Beispiel, dass es für uns nicht leicht ist, diese Listen zu decodieren, denn die Verbindungen zwischen den einzelnen Einträgen sind nicht immer sofort einsichtig.

00:39:26: LISTENEINTRAG 15 – ISCHTAR-TOR-LISTE

00:39:38: Das Ischtar-Tor nehmen wir vor allem als Baukörper wahr und wir verstehen gut, dass das eindrucksvoll ist aufgrund seiner Größenordnung und auch aufgrund der Farbigkeit und der Ausstattung. Und was wir aber häufig gar nicht merken, ist, dass dieses Tor mit seinem Schmuck eigentlich auch eine materialisierte Liste ist. Eine ganz kleine, aber doch eine sehr potente Liste.

00:40:04: Eine Liste aus drei wiederkehrenden Einträgen: Löwe, Stier und Schlangendrache.

00:40:12: … und man kann die einfach so als Tiere zur Kenntnis nehmen, nicht wahr, und dann war es das. Aber man kann ja auch diese Tiere als Emblem für etwas nehmen. Der Löwe ist das Tier der Steppe, ist die Wildnis, ist der Antagonist zu jeder Form von Ordnung, ist ein gefährliches Außentier. Wenn ich den Löwen unter Kontrolle bekomme, habe ich ein positives Narrativ gesetzt und der König – auch der babylonische König – hat sich sehr gerne als Bezwinger des Löwen dargestellt, war sozusagen der Herr der Tiere, derjenige, der das Chaos, der die Wildnis von der Stadt fernhält. Und der Löwe ist ein Symbol auch in seiner Kraft und Mächtigkeit für den König, für die Kraft des Königs und zugleich auch für das, wogegen der König kämpft. Und andererseits stehen sie auch für die Göttin Ischtar.

00:41:07: Das weiß vielleicht nicht jeder sofort, aber diejenigen, die sich so ein bisschen auskennen in der Theologie, die sehen in dem Löwen durchaus auch ein Emblemtier für die Göttin Ischtar. Und das zweite Emblemtier zum Beispiel, was wir hier sehen, – der Stier – ist das Emblemtier des Gottes Marduk. Andererseits steht er auch für den Wettergott Adad und noch für einige andere Götter als ein Tier von großer Kraft und auch Fruchtbarkeit und Stärke, dieses Tier, was man zähmen kann und was in den Herden der Menschen dann für das Überleben der Menschen steht, was aber in der Steppe – der Wildstier – dann auch eine große Gefahr ist. Und das dritte Wesen, der Muschchuschschu:

00:41:57: mit den Vorderpranken eines Löwen, den Hinterbeinen eines Raubvogels, dem langen Hals und dem Kopf einer Schlange, mit Hörnern und einem Löwenschwanz.

00:42:08: Es ist also so ein typisches Mischwesen, was die Eigenschaften dieser verschiedenen Tiere verbindet, also extrem kräftig, extrem unheilvoll. Und all diese Tiergestalten im Torbereich, die sind auch Abwehrzauber.

00:42:29: Wir müssen uns also von den eindeutigen Zuschreibungen verabschieden. So wie die Göttin Ischtar für die Gegensätze „Krieg und Liebe“ steht, können in einem Tier ungezähmte Gefahr und mächtige Ordnung verschmelzen. Die dreiteilige Liste kann je nach Kontext unterschiedlich ausbuchstabiert werden. Mal steht der Stier für den Wettergott Adad, mal für Marduk. Es kommt ganz auf das Vorwissen der Betrachtenden an.

00:42:59: Und dieses Wissen um die Tiere von ihrer primären Wesenheit – Stier, Löwe, Schlangendrache – über ihre theologische Funktion bis hin zu speziellen Zuordnungen zu einem König, zu einem bestimmten Götterpantheon oder so, das sind Wissenshintergründe, die kann man sozusagen staffeln. Nicht jeder wusste alles. Aber die Priesterschaft zum Beispiel des Marduk-Tempels oder der König oder die Elite, die sind diese Straße mit einem anderen Wissensfeld entlanggegangen als jetzt sagen wir mal der Lehmziegelkorbträger.

00:43:50: LISTENEINTRAG 16 – NEUJAHR

00:44:02: Um einen Eindruck von dem Wissen zu bekommen, das sich hinter dieser „potenten bildlichen Dreierliste“ aus Löwe, Stier und Schlangendrachen verbirgt, begeben wir uns zu einem besonderen Zeitpunkt ans Ischtar-Tor und in die Prozessionsstraße. Zu einer Zeit, die eine zentrale Rolle im religiösen Festkalender der Babylonier spielt – das Neujahrsfest.

00:44:26: Früher hat man das neue Jahr begrüßt im Frühling, im Zeitpunkt der Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr, also normalerweise 20./21. März. Um den Zeitraum herum hat man gesagt: Hier beginnt das neue Jahr. Warum? Das ist ein Agrarjahr und da fängt sozusagen alles wieder richtig an. Und so war das im Alten Orient auch, das ist der Monat Nisanu. Der erste bis elfte Tag dieses Frühjahrsmonats, der war dem sogenannten Neujahrsfest gewidmet. Und an diesen elf Tagen stand im Zentrum der Gott Marduk, in dessen Tempel große Teile dieses Neujahrsfestes gefeiert wurden. Und dann kamen so im Laufe von Tag sieben und acht die Götter aus den anderen Städten zu Besuch. Man muss sich vorstellen: der Alte Orient entlang dieser Ströme, überall sind große Städte, und alle haben einen Stadtgott oder eine Stadtgöttin. Und aus Anlass des Neujahrsfestes in Babylon sind diese Götter alle dahin gefahren mit ihren Booten. Meistens sind sie mit dem Schiff gefahren. Und tatsächlich wissen wir, dass am neunten Tag des Neujahrsfestes der Gott Marduk zusammen mit den anderen Göttern über die Prozessionsstraße aus der Stadt hinausmarschiert ist in ein sogenanntes Neujahrsfesthaus.

00:45:48: Als ich hier ins Museum kam, im Jahr 2019, da warteten die Museen auf die Eröffnung des Humboldt Forums. Und wir hatten zu diesem Zweck in der Mitte der Prozessionsstraße eine Stierfigur aus Indien stehen, den sogenannten Nandi-Stier, 19. Jahrhundert, Holz, also was ganz anderes. Aber er hat ganz gut verdeutlicht, wie man sich wahrscheinlich vorstellen kann, dass diese Prozessionen abgelaufen sind. Die Prozessionsstraße selber hier ist auf ein Drittel der originalen Größe verengt, aber man kann sich gut vorstellen, dass eben anlässlich des Neujahrsfestes oder anderer ritueller Feste hier auch tatsächliche Prozessionen durchgelaufen sind, die auch ihre Kultstatuen mit sich getragen haben, und dafür war der Nandi so ein richtig tolles Beispiel, zu sagen: ja so, wie man in Indien heute bei den hinduistischen Tempeln eben auch diese Figuren mitträgt und durch die Straßen führt, so würde ich mir das in Babylon auch vorstellen.

00:46:55: LISTENEINTRAG 17 – SPEKULATION

00:47:07: Das ist Spekulation, aber natürlich muss man auch ein bisschen kreativ spekulieren, sonst kommt man in der Wissenschaft zu keiner einzigen belastbaren Hypothese.

00:47:21: LISTENEINTRAG 18 – MISCHWESEN

00:47:33: Knöpfen wir uns mal den Schlangendrachen aus der Dreierliste vor. Dieses Mischwesen steht für den mächtigsten, den Hauptgott des babylonischen Pantheons: Marduk. Im Schlangendrachen verdichtet sich eine ganze Liste von Tieren. In ihm zeigt sich sehr anschaulich, wie in der mesopotamischen Wissenskultur verschiedene, auch gegensätzliche Aspekte ineinander gestaffelt waren.

00:48:00: Und in dieser Vielfalt von Tiergestaltigkeit repräsentiert der eine Art Kompositgestalt, ein Komposit aus unterschiedlichen Fähigkeiten. Und der Gott Marduk, der ist auch so ein Komposit. Der war nicht immer an der Spitze des Pantheons, sondern Marduk ist eigentlich erst gegen Ende des zweiten Jahrtausends in Babylon zum obersten Gott des Götterpantheons aufgestiegen. Das ist ein komplizierter Prozess, den wir gar nicht gut kennen, aber es gibt eine Erzählung, die diesen Prozess begleitet. Es ist ein wissenschaftlicher, theologischer Text. Damals kannten die Leute den unter dem Titel „Als oben“. Enūma eliš – „Als oben“ sind die Anfangsworte. Also man hatte keine Titelbezeichnung, wie wir das kennen, sondern wenn man auf so einen Text referieren wollte, dann hat man die ersten zwei, drei Worte des Textanfangs zitiert, und dann wussten alle, worum es geht. Die Odyssee hieß ja früher auch nicht die Odyssee.

00:49:19: LISTENEINTRAG 19 – ALS OBEN

00:49:34: Als oben die Himmel noch nicht benannt waren und unten der Grund namenlos, gab es Apsu, den Ur-Anfänglichen, ihren Erzeuger, und die Schaffenskraft Tiamtu, die, die sie alle gebar. Ihre Wasser mischten sich in eins, denn sie waren noch nicht von Weideland umkleidet und noch nicht von Schilfdickicht umbauscht. Als noch keine Götter erschienen waren, sie keinen Namen hatten und noch keine Schicksale bestimmt waren, da wurden die Götter in ihrem Inneren erschaffen, Lachmu und Lachamu erschienen und wurden beim Namen genannt.

00:50:26: Was folgt, ist der Aufstieg des Marduk zum obersten Gott. Die älteste Gottheit Tiamtu gerät in Konflikt mit den jüngeren Generationen und versammelt ein Heer von Monstern und Dämonen unter der Führung ihres Sohnes Kingu, um die jüngeren Götter zu vernichten. Diese ängstigen sich und finden keinen, der gegen Tiamtu in die Schlacht ziehen würde, bis sich Marduk bereit erklärt, den Kampf aufzunehmen – aber unter der Bedingung, bei Erfolg von allen anderen als oberster Gott anerkannt zu werden. Die Götter lassen sich darauf ein, und Marduk gelingt es, Tiamtu zu besiegen. Er spaltet daraufhin ihren Körper und schafft daraus das Himmelsgewölbe und ordnet auf diesem die Sterne an. Anschließend erbaut er die Stadt Babylon, und aus dem Blut des Kingu lässt er die Menschen entstehen, damit diese den Göttern die Arbeit abnehmen und sie in ihren Tempeln mit Speisen und Getränken versorgen. Anschließend leitet Marduk die Götterversammlung, und es werden ihm 50 Götternamen übertragen.

00:51:50: Man muss sich das jetzt so vorstellen: Die Welt ist neu erschaffen, Marduk hat diese Stadt Babylon oben gegründet, die Götter sitzen alle im Kreis und dann sagen sie: „Um dich Marduk jetzt hier zu preisen, rezitieren wir deine 50 Namen“. Und das ist ja nicht ohne Grund – die haben diese Namen im Kopf. Die Götter können die 50 Namen des Marduk jetzt einfach sprechen und indem sie sie sprechen, geben sie ihm die Eigenschaften, die mit diesen Namen verbunden sind.

00:52:38: Die ganze Welt mitsamt der in ihr herrschenden göttlichen Kräfte verdichtet sich also in dieser einen Namensliste – und in der Figur des Gottes Marduk. Die liturgische Aufzählung aller seiner Namen, die jedes Jahr im Neujahrsfest wiederholt wird, erhebt und bestätigt Marduk als zentralen Gott, der alles in sich vereint.

00:53:05: Asarre, Geber des Ackerlandes, der Grasland schuf, (er ist) der Schöpfer von Korn und Flachs, der, der das Grün sprießen lässt. Asarlim, der im Haus des Rats gewichtig ist, dessen Rat(schluss) über allem steht, ehrfürchtig harren die Götter (seiner), sie haben gelernt, ihn zu fürchten. Asaralimnunna, der Verehrte, Licht des Vaters, der ihn gebar, der, der recht die Anweisungen von Anu, Enlil und dem Fürsten Ea umsetzt, er ist ihr Ernährer und derjenige, der ihre Anteile festlegt, der, dessen Tiara für das Land Reichtum mehrt. Tutu ist der, der ihre Erneuerung bewirkte, er möge ihre Kultstätten heiligen, auf dass sie zur Ruhe kommen …

00:54:08: Der Name Nr. 18 ist Schasu, „der das Herz der Götter kennt“ ist die Übersetzung, „Scha-su“ – ja, „der das Herz der Götter kennt, der das Innere gesehen hat, der keinen Übeltäter entkommen ließ, der die Versammlung der Götter einrichtete, ihre Herzen erfreute, der die Ungehorsamen unterwarf, er ist der umfassende Schutz der Götter, er ließ die Wahrheit gedeihen und merzte verstockte Rede aus, er trennte Falsch und Wahr“. Dieser Name Schasu enthält das gesamte Programm des Enūma eliš. Alles Böse hat er unterworfen, hat die Versammlung der Götter eingerichtet, hat gesagt: „So ist die Welt, so ist es richtig. Das ist gut, und das ist schlecht.“ Und das erhält er als einen Namen. Aber er hat auch ganz wunderbare andere Namen.

00:55:01: Da heißt er Enbilulugugal – „Kanalinspektor der Wasserläufe der Götter, so sollen sie ihn preisen, Herr von Überfluss, Fülle und großen Erträgen, der für Fülle sorgt, der die menschlichen Wohnstätten reich macht, der Weizen gibt und Getreide hervorbringt“. Das ist eine konkrete Manifestation der agrarischen Fruchtbarkeit. Früher waren das einzelne Fruchtbarkeitsgötter. Diese Eigenschaft ist im Rahmen von Enūma eliš an den Marduk angeheftet worden.

00:55:34: Im letzten Beispiel entfalten sich hinter dem Namen sowohl ein Fruchtbarkeitskult als auch Ingenieursleistungen von Bewässerungssystemen. Tatsächlich kommen hinter jedem Namen sehr unterschiedliche Wissensbestände, neue Listen, zum Vorschein.

00:55:52: Eine Gottheit, die der gute Marduk im Rahmen seiner Radikalkur ‚alles Alte weg‘ heftig bekämpft, ist Mummu. Und als Name Nr. 34 erhält er tatsächlich diesen Namen Mummu, „Schöpfer von Himmel und Unterwelt, der Flüchtlinge beschützt, der Gott, der Himmel und Unterwelt reinigt und dem wegen seiner Stärke kein anderer unter den Göttern gleichkommt“. Das heißt, er nimmt diese Gottheit in sich auf, aber diesen Mummu, den kennen nur ganz wenige, aber in Enūma eliš hat man schon mal was von ihm gehört. Das heißt, wer vorher das Gedicht gehört hat, der versteht diesen Namen. Und einen wissenschaftlichen Namen. In dem Enūma eliš wird erklärt, wie die Gestirne am Himmel sich zueinander verhalten, das ist eine ganz wissenschaftliche Sektion in Astronomie, dass der Mond eben da ist und dass der so und so lange, 30 Tage und 15 Tage, und dass er zwei Hörner hat. Wenn man im Orient die Mondsichel sieht, dann ist die wie so ein Boot oder eben wie so ein Paar Hörner.

00:56:56: Und da gibt es den Namen Nr. 49: Neberu heißt er, „er möge den Übergang von Himmel und Unterwelt halten, also die Verbindung von oben und unten, man soll weder oben noch unten hinübergehen, sondern auf ihn warten“. Und dieser Neberu-Stern, das ist sein Stern, welchen er am Himmel leuchten ließ, „möge er auf der himmlischen Leiter seinen Stand nehmen, sodass man ihn sehen kann, wer immer wieder ohne ruhen das Meer überschreitet, dessen Name sei Neberu, der die Mitte einnimmt. Möge er den Pfad der Sterne, des Himmels beständig machen“. All das ist Teil dieses Namens. Das heißt, der Name Neberu enthält die gesamte Astronomie dieses Sternbildes Neberu, was man sehen kann und was dem Menschen als Leitbild dienen soll, wenn er übers Meer schreitet, und was oben und unten verbindet.

00:58:03: Und deswegen sind eben diese Listen nicht nur Listen, sondern viel mehr.

00:58:14: LISTENEINTRAG 20 – DINGE

00:58:26: Ischtar-Tor, Goldrubinglas, tyrrhenische Amphora, der Grüne Caesar, ein verschwundenes Pyramidenfragment, Codex Berolinensis, eine Greifenklaue, das Gemälde „Landschaft mit dem Traum Jakobs“.

00:58:46: LISTENEINTRAG 21 – LISTENLOB

00:58:58: Tatsächlich handelt es sich bei den Listen um ein ganz elastisches und flexibles Format der Wissens- und Datenspeicherung, die sich nicht ohne Grund über dreieinhalbtausend Jahre lang bewährt hat.

00:59:17: LISTENEINTRAG 22 – PLANEN

00:59:30: Grundsätzlich ist es so: Wir schließen im Oktober. Das Ischtar-Tor, so wie es hier rekonstruiert steht, wird an dieser Stelle stehen bleiben. Es wird eine Schutzhülle geben. Genauso für die Prozessionsstraße. Die werden nicht angefasst, während der Zeit der Bauarbeiten, und da wird sich auch nichts dran verändern. Und man muss sich eben vorstellen, dass die historische Museumseinrichtung, so wie sie Andrae konzeptionalisiert hat, dass die selber bereits wieder unter Denkmalschutz steht. Das betrifft also das, was hier im Museum steht. Babylon selber ist 2019 UNESCO-Weltkulturerbestätte geworden und hat ja bis in die jüngste Zeit eine sehr wilde Geschichte erlebt mit einer Militärbasis auf dem Ort, mit Palästen, die Saddam Hussein dort hingebaut hat.

01:00:19: Es hat sich also sehr, sehr viel geändert an der Oberfläche, so dass der Ort sehr modern überprägt ist. Und Forschungen dort würden am Ehesten darin ansetzen zu sagen, man versucht erstmal wieder zusammenzubringen, wo waren früher die Ausgrabungen, wo ist diese Stelle jetzt genau? Denn so viel ist auch modern rekonstruiert worden dort vor Ort, dass man also erstmal diese topographische Verortung suchen würde, wenn man in Babylon arbeiten würde. Und tatsächlich würden wir das gerne machen, aber das liegt natürlich erstmal in der Hand der Irakischen Antikenverwaltung, ob sie das auch möchten, dass wir da mit ihnen zusammen versuchen, diese Stadt besser zu verstehen.

01:00:59: Dass es neue Erkenntnisse zum Aufbau des Ischtar-Tors gibt, halte ich, ehrlich gesagt, nicht für sehr wahrscheinlich. Schon deshalb, weil ja das Ischtar-Tor aus Bauschutt zusammengesetzt ist. Anders als viele andere Fassaden, die wir in Museen sehen, ist das nicht vor Ort abgebaut, eingepackt, wieder aufgebaut worden, sondern es lag ja bereits in Trümmern. Man würde sicherlich mehr Glasurziegel finden können, oder vermute ich, dass man mehr Glasurziegel finden würde, aber eben keine zusammenhängenden Bauteile, vor allem keine aufgehenden Mauern, aus denen man ein anderes Bild dieser zu rekonstruierenden Architektur gewinnen würde. Deswegen glaube ich nicht, dass wir umplanen müssen.

01:01:48: Wir bedanken uns bei Eva Cancik-Kirschbaum, Barbara Helwing und Ingo Schrakamp. Ihnen vielen Dank fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie in Bewegung!

01:02:07: LISTENEINTRAG 23 – DAS WAR

01:02:17: Das war „Das Ischtar-Tor von Babylon“ aus der Reihe „Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören“. Eine Produktion des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“ an der Freien Universität Berlin, federführend Kristiane Hasselmann, Jan Fusek, Armin Hempel und Katrin Wächter. Ein Podcast mit Eva Cancik-Kirschbaum, Barbara Helwing und Ingo Schrakamp. Stimmen: Friederike Kroitzsch und Frank Riede. Diese Folge ist in Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin entstanden. Deutschlandfunk Kultur ist Medienpartner.