Hinter den Dingen

Transkript

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00:00:02: Hallo und herzlich willkommen beim Bonusmaterial zur Folge: Das Marienevangelium.

00:00:08: In der Folge veranschaulichen wir den Inhalt des Evangeliums anhand von Ausschnitten. Hören Sie nun das gesamte Evangelium, wie es im Berliner Gnostischen Codex überliefert ist – neu übersetzt von Jacquline Wormstädt und in der von uns produzierten Hörspielfassung.

00:00:25: Die Auslassungen in der folgenden Hörfassung bilden die tatsächlichen Überlieferungslücken ab. Viel Spaß beim Hören.

00:00:38: […] wird die Materie auch zerbrochen werden oder nicht?

00:00:45: Der Retter sprach:

00:00:47: Alle Natur, alles Plasma, alle Schöpfung sind ineinander und miteinander und sie werden wieder in ihre eigene Wurzel aufgelöst werden. Denn die Natur der Materie ist es, sich in die zu ihrer eigenen Natur gehörigen Dinge aufzulösen. Der, der Ohren hat zum Hören, möge hören.

00:01:12: Petrus sagte zu ihm:

00:01:14: Wie du uns alle Dinge mitgeteilt hat, sage uns auch dies eine: Was ist die Sünde des Kosmos?

00:01:22: Der Retter sagte:

00:01:23: Es gibt keine Sünde, aber ihr seid der, der Sünde macht, wenn ihr die Dinge, die der Natur der Unzucht gleichen, tut, welche ‚Sünde‘ genannt werden. Deshalb kam das Gute in eure Mitte zu den aller Natur zugehörigen Dingen, wobei es sie innerhalb ihrer Wurzel konstituieren wird.

00:01:44: Dann fügte er hinzu und sprach:

00:01:48: Deshalb seid ihr krank und sterbt, weil […] der, der […] der, der erkennt, möge erkennen! Die Materie brachte eine Leidenschaft hervor, welche kein Abbild hat, weil sie in einer Widernatur herauskommt. Dann entsteht eine Störung im ganzen Leib. Deshalb habe ich euch gesagt: ‚Seid überzeugt und wenn ihr nicht überzeugt seid, dann seid überzeugt im Angesicht von allen Abbildern der Natur.‘ Der, der Ohren hat zu hören, möge hören!

00:02:23: Nachdem der Glückselige diese Dinge gesagt hatte, grüßte er sie alle, wobei er sagte:

00:02:29: Friede sei mit euch! Meinen Frieden bringt für euch hervor! Hütet euch, damit niemand euch irreführt, indem er sagt: ‚Siehe in diese Richtung!‘ oder ‚Siehe in diesen Ort.‘ Denn der Menschensohn ist es, der in euch ist. Folgt ihm. Die, die ihn suchen, werden ihn finden. Geht nun und verkündigt das Evangelium des Königreichs. Legt keine einzige Regel fest über das hinaus, was ich für euch festgesetzt habe, und erlasst kein Gesetz wie der Gesetzgeber, damit ihr nicht durch es beherrscht werdet.

00:03:06: Nachdem er diese Dinge gesagt hatte, ging er.

00:03:09: Sie aber waren betrübt, sie weinten sehr, wobei sie sagen:

00:03:15: Wie sollen wir zu den Heiden gehen und das Evangelium vom Königreich des Menschensohns verkündigen?

00:03:22: Wenn sie jenen nicht verschont haben, wie sollen wir von ihnen verschont werden?

00:03:28: Dann stand Maria auf, begrüßte sie alle und sagte zu ihren Geschwistern:

00:03:34: Weint nicht und seid nicht betrübt und zweifelt nicht! Denn seine Gnade wird mit euch allen sein und euch beschützen. Vielmehr aber lasst uns seine Größe preisen, weil er uns vorbereitet und er uns zum Menschen gemacht hat.

00:03:57: Nachdem Maria diese Dinge gesagt hatte, wendete sie ihr Herz dem Guten zu.

00:04:02: Und sie begannen über die Worte des Retters zu diskutieren. Petrus sagte zu Maria:

00:04:09: Schwester, wir wissen, dass der Retter dich mehr liebte als die anderen übrigen Frauen. Sprich mit uns über die Worte des Retters, derer du dich erinnerst. Diese Worte, die du weißt, wir aber nicht, und die wir nicht gehört haben.

00:04:23: Maria antwortete und sprach:

00:04:26: Das, was euch verborgen ist, werde ich euch mitteilen.

00:04:31: Und sie begann, ihnen diese Worte zu sagen:

00:04:34: Ich …

00:04:35: … sagte sie …

00:04:37: … ich sah den Christus in einer Vision und ich sagte zu ihm: „Christus, ich sah dich heute in einer Vision.“ Er antwortete und sagte zu mir: „Gesegnet seist du, weil du dich nicht bewegst, wenn du mich siehst. Denn der Ort, an dem der Verstand ist, dort ist der Schatz.“ Ich sagte zu ihm: „Christus, nun sage mir: der, der die Vision sieht, sieht er sie durch die Seele oder durch den Geist?“ Der Retter antwortete und sagte: „Er sieht sie nicht durch die Seele und nicht durch den Geist, sondern der Verstand, welcher in der Mitte von beiden ist, ist es, der die Vision sieht und er ist es, der […]

00:05:31: […] Und die Begierde sagte: „Ich sah dich nicht herabgehen, aber nun sehe ich dich gen Himmel gehen. Warum aber lügst du, wenn du zu mir gehörst?“ Die Seele antwortete und sagte: „Ich habe dich gesehen und du hast mich nicht gesehen und mich nicht erkannt. Ich war dir Kleidung und du hast es nicht gewusst.“ Als sie diese Dinge gesagt hatte, ging sie, wobei sie sich umso mehr freute. Wieder kam sie zu der Dritten von den Kräften. Die, die ‚Unwissenheit‘ genannt wird. Sie befragte die Seele, indem sie sagte: „Wohin gehst du? Durch eine Schlechtigkeit wirst du beherrscht und sie aber beherrschte dich. Richte nicht!“ Und die Seele sprach: „Warum richtest du mich, obwohl ich nicht gerichtet habe? Ich wurde beherrscht, obwohl ich nicht beherrschte. Ich wurde nicht erkannt, ich aber habe erkannt, dass das All – sowohl das was zur Erde gehört, als auch das was zum Himmel gehört – sich auflöst.“

00:06:36: Nachdem die Seele die dritte der Kräfte vernichtet hatte, ging sie in Richtung des Himmels und sie sah die vierte der Kräfte. Sie brachte sieben Formen hervor: die erste Form ist die Finsternis, die zweite ist die Begierde, die dritte ist die Unwissenheit und die vierte ist der Eifer des Todes, die fünfte ist das Königreich des Fleisches, die sechste die schädliche, fleischliche Weisheit, die siebte ist die Weisheit des Zornigen. Diese sind die sieben der Kräfte des Zornes, welche die Seele fragen: „Woher bist du gekommen, Menschenmörderin? Oder wohin gehst du, Ortevernichterin?“ Die Seele antwortete und sagte: „Das, was mich beherrscht, wurde abgeschlachtet und das, was mich umgab, wurde vernichtet und meine Begierde endete und die Unwissenheit starb. In einem Kosmos wurde ich aufgelöst aus einem Kosmos und in einer Form aus einer Form, welche von oben kam und die Fessel des Vergessens ist es, welche für eine Zeit existiert hat. Von diesem Zeitpunkt an werde ich die Ruhe von der Zeit, der festgelegten Zeit des Äons, empfangen in einem Schweigen.“

00:07:59: Nachdem Maria diese Dinge gesagt hatte, schwieg sie, weil der Retter mit ihr bis zu dieser Stelle gesprochen hatte.

00:08:06: Andreas aber antwortete und sprach zu den Geschwistern:

00:08:11: Sprecht aus das, was ihr über das, was sie gesagt hat, sagt. Denn ich glaube nicht, dass der Retter diese Dinge gesagt hat. Denn in der Tat sind diese Dinge von anderem Denken.

00:08:26: Petrus antwortete und sprach über die Dinge von dieser Art. Er fragte sie wegen des Retters:

00:08:33: Hat er etwa mit einer Frau heimlich gesprochen und nicht öffentlich zu uns? Sollen wir uns auch umkehren und alle auf sie hören? Hat er sie mehr als uns erwählt?

00:08:45: Dann weinte Maria und sprach zu Petrus:

00:08:50: Mein Bruder, Petrus, was denkst du? Denkst du, dass ich mir diese Dinge allein in meinem Herzen ausgedacht habe oder, dass ich über den Retter lüge?

00:09:04: Levi antwortete und sprach zu Petrus:

00:09:08: Petrus, schon immer bist du eine zornerfüllte Person. Nun sehe ich dich, wie du mit der Frau diskutierst wie die Widersacher. Wenn der Retter aber sie würdig gemacht hat, wer bist aber du, sie zu verwerfen? Sicherlich kennt der Retter sie ganz genau, deshalb liebte er sie mehr als uns.

00:09:28: Vielmehr lasst uns beschämt sein und den vollendeten Menschen anziehen und ihn für uns hervorbringen wie er es uns befohlen hat und das Evangelium verkündigen, wobei wir nicht andere Regeln und andere Gesetze erlassen über das hinaus, was der Retter gesagt hat. Nachdem […]

00:09:49: […] und sie begannen zu gehen, um zu lehren und zu verkündigen.

00:09:59: Das Evangelium nach Maria

00:10:05: Das war das Evangelium nach Maria. Übersetzung: Jacquline Wormstädt. Es sprachen: Katharina Kwaschik als Maria, Matthias Dittmer als Jesus, Alexander Bandilla als Petrus, Matthias Kelle als Levi und Frank Riede als Andreas. Erzählerin: Selda Kaya.

00:10:29: (Jingle) Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören