Hinter den Dingen

Transkript

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00:00:00: Hallo, Hallo, Hallo!

Armin Hempel: Wir sind

Kristiane Hasselmann: Kristiane

Jan Fusek: Jan

Katrin Wächter: Katrin

Armin Hempel: ... und Armin vom Sonderforschungsbereich Episteme in Bewegung ...

Katrin Wächter: ... und wir stehen hinter ...

00:00:12: [Jingle "Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören]

Armin Hempel: Das, was wir gerade gehört haben, das war unser Jingle. Jetzt gerade kann man ... das Piepen, was man noch hört, ist das Eurosignal. Das hat mich als Kind immer fasziniert. Ich hab vor dem Radio gesessen, bis ganz nach hinten gedreht und danach gesucht und wusste nicht so richtig, was das war. Ob das Außerirdische sind, oder was auch immer? Heute weiß ich, dass hinter dem Piepen eine Funktion verborgen war. Mit einem speziellen Empfänger konnten dann zum Beispiel Ärzte auch mitten im Wald noch gut erreicht werden. Und genau wie hinter der Melodie unseres Jingles eine Geschichte verborgen ist, die erst entdeckt werden will, so ist es auch mit unseren Objekten.

00:01:01: ... ein rätselhaftes Pyramidenfragment ... ... eine rubinrote Teekanne ...

Katrin Wächter: In unserem Podcast erzählen wir die Geschichten kurioser Objekte, die im Berliner Raum zu finden und anzusehen sind. Das kann in einem Museum sein, in einer privaten Sammlung, in einem öffentlichen Archiv, das kann auch draußen sein, an einem Gebäude, in einer Kirche, auf der Pfaueninsel. Beispiele für solche Objekte sind etwa die rote Teekanne aus Goldrubinglas aus dem Stadtmuseum Berlin, oder das Pyramidenfragment, das Ende des 19. Jahrhunderts aus der Ägyptischen Sammlung hier in Berlin verschwunden ist, oder ein handschriftliches Manuskript aus dem Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, auf dem die Antwort auf die Preisfrage, ob es dem Volk nützt betrogen zu werden, zu finden ist.

00:02:02: ... eine Produktion des Sonderforschungsbereichs „Episteme in Bewegung“ an der Freien Universität Berlin.

Kristiane Hasselmann: Wenn wir „Wissen in Bewegung“ untersuchen, dann geht es nicht um die großen geschichtlichen Brüche, um Zäsuren und Paradigmenwechsel, wie wir sie aus dem Geschichtsunterricht kennen. Wir untersuchen unterschwellige Veränderungen und kulturelle Verflechtungen, die die herkömmliche Epocheneinteilung und Unterscheidung von „Kulturen“ unterlaufen und manchmal sogar gänzlich in Frage stellen. Welches Wissen erlangt in verschiedenen historischen Konstellation Geltung? Welches Wissen wird als Wissen von etwas verhandelt, bearbeitet, weitergegeben, ignoriert, bekämpft, latent mitgeführt u.s.w.? Wir untersuchen solche sehr unterschiedlichen Wissenstransfers in exemplarischen Studien über einen sehr langen Zeitraum – von der altägyptischen und altorientalischen Kultur 3000 Jahre vor Christi Geburt bis ins 18. Jahrhundert – und zwar im europäischen und nichteuropäischen Raum. Entsprechend divers sind die Themen!

00:03:08: Eine gefrorene, unterkühlte Flüssigkeit, der durch schnelles Abkühlen nicht genug Zeit geblieben ist, kristalline Strukturen auszubilden: Glas.

00:03:17: Noch heute spricht man vom vierten Aggregatzustand. Es ist weder flüssig, noch fest, noch gasförmig, in seiner Struktur, in seiner unsichtbaren Struktur chaotisch und trotzdem äußerlich wunderbar.

Katrin Wächter: Unser Ziel ist es also nicht nur die Geschichte der einzelnen Objekte zu erzählen, sondern wir wollen anhand der Geschichte der Objekte erfahrbar machen, wie Wissen in Bewegung gerät.

Kristiane Hasselmann: Richtig. Das Thema unseres Sonderforschungsbereichs ist auf ersten Blick ja denkbar abstrakt. Die verschiedenen Formen von Wissen, die wir in unserem Forschungsverbund untersuchen, die Prozesse, die dieses Wissen in Bewegung versetzen und verändern, werden jedoch total anschaulich, wenn man konkrete Objekte zum Ausgangspunkt nimmt und erzählt, was sie zu spezifischen Wissensträgern macht und wie sie Wissen in Bewegung versetzen. Diese Geschichten sind – hoffentlich! – zuallererst einmal informativ und unterhaltsam, hört man mehrere von ihnen, wird aber deutlich, dass die Art und Weise wie wir Wissensgeschichte betreiben, durchaus zu einem Perspektivwechsel führen kann.

00:04:27: Hermes der Philosophisch Vatter /redet also daruon: Ich habe achtung gehabt auff einen Vogel / welchen die Philosophi nennen Orsan /derselbige fleucht so es im Wider / im krebs oder ...

Armin Hempel: Dass wir ein Audioformat machen, verleiht uns jede Menge Flexibilität. Und so können wir ganz verschiedene Objekte beschreiben, deren Wissensgeschichten wir ausführlich erzählen, und nicht nur auf so einen Herkunftsnachweis oder sowas beschränkt sind. Im SFB sind wir einerseits für die klassische Öffentlichkeitsarbeit zuständig, haben aber andererseits durch das Projekt die Freiheit ein innovativeres Format auszuprobieren. Und das Praktische am Podcastformat ist natürlich, dass man unsere Geschichten überall hören kann, nämlich im Museum ...

Katrin Wächter: ... beim Kochen ...

Jan Fusek: ... beim Jogging ...

Kristiane Hasselmann: ... in der S-Bahn – also S-Bahn, nicht U-Bahn – ich fahr nur S-Bahn ...

Katrin Wächter: ... U-Bahn geht aber auch ...

Armin Hempel: ...oder im Auto...

Jan Fusek: ... beim Schwimmen auch gern.

Kristiane Hasselmann: Beim Schwimmen? Wie machst’n das?

Jan Fusek: Wasserdichte Kopfhörer.

Kristiane Hasselmann: Cool.

Armin Hempel: Bügelt Ihr?

Kristiane Hasselmann: Näää!

Katrin Wächter: Nee.

Kristiane Hasselmann: Wer bügelt denn überhaupt noch heutzutage?

Jan Fusek: Beim Aufpassen auf die Kinder.

Kristiane Hasselmann: Echt? Du lausiger Vater!

Katrin Wächter: Na gleich Bildungsprogramm im Hintergrund.

Armin Hempel: Zum Einschlafen.

Jan Fusek: Wir haben uns bei „Hinter den Dingen“ ganz bewusst dafür entschieden keinen rein interviewbasierten Podcast zu machen. Der Vorteil von den Interviews besteht ja darin, dass man die Forschung der Wissenschaftler*innen bis in feinste Verästelungen nachverfolgen kann, und sehr tief einsteigen kann in die Forschung. Und genau das möchten wir auch machen. Deswegen machen wir auch diese Interviews. Wir führen lange Interviews mit den Wissenschaftler*innen. Wir kombinieren dieses Material aber mit Elementen des Features oder des Hörspiels. Wir arbeiten viel mit Klangkulissen, mit Soundscapes, die uns an vergangene Orte und in vergangene Zeiten führen. Die Musik spielt eine ganz wichtige Rolle für uns, die es ja sehr schnell ermöglicht, eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen, oder auf eine bestimmte Zeit anzuspielen. Zugleich dekonstruieren wir aber auch dieses Bemühen andere Orte, andere Zeiten hörspielmäßig aufzurufen. Wir denken also immer die ironische Brechung mit. Wir arbeiten selbstreflexiv und zeigen offen, legen offen, was wir eigentlich machen, gerade auf der Tonspur.

00:07:33: Wir schreiben den 19. November 1889. Das Rote Rathaus ist gerade fertiggestellt und der Reichstag befindet sich mitten im Bau. Wir betreten die imposante Eingangshalle des Neuen Museums. Säulen aus hellem Marmor tragen die aufwändige Kassettendecke. Biegen wir durch die schwere Tür aus Palisanderholz rechts ab und betreten die Ägyptische Abteilung im Nordflügel des Museums. Über unseren Köpfen schwebt ein mächtiges Glasdach. Die Wände und Säulen sind reich und in prächtigen Farben mit Hieroglyphen und Bildern verziert. An den blauen Zwischendecken funkeln goldene Sterne. Wir halten Ausschau nach unserem Pyramidenfragment. Gleich werden wir es sehen. Nur noch ein paar Schritte und wir stehen vor ... einer leeren Vitrine?!

Jan Fusek: Durch die Episoden führt uns die Erzählerin Sophie Ruch ...

00:08:39: Mein Name ist Sophie Ruch.

Jan Fusek: ... gesprochen von Friederike Kroitzsch.

Katrin Wächter: Folge 1 ist fertig ...

00:08:45: (Jubel)

Katrin Wächter: ... Folge 2 erscheint in einigen Wochen. Wir hoffen natürlich, dass Ihr uns in der Zwischenzeit treu bleibt. Wir machen es uns nicht leicht bei der Entwicklung unserer Folgen: Keine Episode gleicht der anderen. Das liegt einfach daran, dass wir besonderen Wert darauf legen, wie wir die Episoden erzählen und wie die Geschichten präsentiert werden darin. Maßgeblich hängt das natürlich davon ab, mit welchem Objekt wir es zu tun haben, aber auch aus welchem Fach unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen. Wenn wir also die Geschichte der rubinroten Teekanne aus der Frühen Neuzeit erzählen, dann kommt die Folge durchaus mal etwas barocker daher, und hat ganz klare literarische Einflüsse, weil wir es mit einem Literaturwissenschaftler zu tun haben. Wenn wir aber das Pyramidenfragment suchen mit unserem Ägyptologen, dann begeben wir uns auf eine sinnbildliche Ausgrabung. Während der Arbeit an unseren Episoden sammeln wir auch kleine Schätze, die wir als Bonusmaterial hier zur Verfügung stellen. Also hört wieder rein!